Über Beziehungen

Wie man lieben lernt: 5 Ebenen der Liebe

2025-01-15 23:34

Überlegungen zur Liebe: Was ist das?

Liebe ist eines der facettenreichsten und geheimnisvollsten Gefühle, die uns Menschen eigen sind. Kann man Liebe genau definieren bzw. kann man sie überhaupt definieren? Die Antwort ist: “Kaum!” Liebe als Gefühl oder Gefühlszustand lässt sich nur schwer und schon gar nicht vollständig in Worte fassen. Der Versuch, sie zu beschreiben, ist, als würde man ein Phänomen aus einer Dimension (Gefühle) in eine andere übertragen (Worte, Gedanken), in der andere Gesetze gelten.
Was können wir also tun, wenn wir uns im Bereich der Gedanken, Reflexionen und Worte befinden? Zumindest können wir versuchen zu beschreiben, wie sich Liebe durch bestimmte Verhaltensweisen ausdrückt und auf welchen Ebenen sie sich manifestiert. Denn unabhängig davon, dass Liebe primär ein Gefühl ist, haben viele von uns schon erfahren, dass sie sich in einer Reihe von Handlungen, Reaktionen und auch Worten dem geliebten Menschen gegenüber zeigt. Und genau solche Handlungen, Reaktionen und Worte können wir als Verhaltensweisen bewusst entwickeln.

Die 5 Ebenen der Liebe

Liebe können wir auf fünf Ebenen betrachten, die jeweils durch bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen verständlich werden.

Ebene Nr. 1: Akzeptanz

Akzeptanz bedeutet, einen anderen Menschen so anzunehmen, wie er ist, ohne ihn zu bewerten, zu verurteilen oder verändern zu wollen. Es ist die Fähigkeit, dem anderen zu “erlauben”, er selbst zu sein, mit all seinen sogenannten “Stärken” oder “Schwächen” oder “Besonderheiten”, die sich von den unsrigen unterscheiden. Für viele Menschen ist allein das schon eine sehr große Herausforderung!

Ebene Nr. 2: Respekt

Respekt ist die Anerkennung der Einzigartigkeit und des Wertes eines anderen Menschen an sich. Respekt zeigt sich in der Achtung des Rechts eines anderen Menschen auf eigene Gefühle, Gedanken, Handlungen, Überzeugungen und Wertvorstellungen, ohne zu versuchen, deren Bedeutung zu mindern und damit den Menschen als solchen herabzuwürdigen, zu kontrollieren oder zu unterwerfen. Auch das stellt für viele Menschen eine sehr große Herausforderung dar!

Ebene Nr. 3: Mitgefühl

Mitgefühl ist die Bereitschaft und Fähigkeit, die Schmerzen oder das Leid eines anderen Menschen wahrzunehmen, zu teilen und ihm in schwierigen Momenten zur Seite zu stehen, indem man Aufmerksamkeit zeigt, sich ihm zuwendet und mit Fürsorge unterstützt.

Ebene Nr. 4: Empathie

Empathie ist die Fähigkeit, die Emotionen eines anderen Menschen nicht nur zu “verstehen”, sondern sie so zu fühlen, als wären es die eigenen. Empathie steht für eine tiefe Ebene des gegenseitigen Verständnisses bzw. des Miteinander-Seins, bei der Menschen über die Gleichheit ihrer Gefühle miteinander verbunden sind.

Ebene Nr. 5: Bedingungslose Liebe

Bedingungslose Liebe ist Liebe eines Menschen, der vom geliebten anderen Menschen nichts im Gegenzug erwartet oder verlangt. Sie besteht unabhängig vom Verhalten des geliebten Menschen, dessen Erfolgen oder gesellschaftlichen Status. Bedingungslose Liebe ist die höchste Form der Liebe, sie ist von äußeren Faktoren unabhängig.

Kann man Liebe erlernen? Und wie funktioniert das?

Liebe mag in ihrer reinen Form angeboren sein, wobei sich sogleich die Frage stellt, was denn “Liebe in ihrer reinen Form” überhaupt ist und wie sie sich zeigt.
Gehen wir pragmatisch vor, so können wir auf jeder Ebene der Liebe versuchen, bewusst neue Verhaltensweisen, Gedanken und Gefühle zu erlernen, zu entwickeln, zuzulassen oder zu empfinden. Dies kann auf jeder höheren Ebene anders ablaufen und sich möglicherweise schwieriger gestalten. Deshalb ist angeraten, schrittweise vorzugehen. Je gründlicher wir uns also auf der ersten Ebene (Akzeptanz) entwickelt haben, desto wahrscheinlicher ist, dass wir auch auf der zweiten Ebene (Respekt) gut vorankommen. Die neuen Verhaltensweisen oder Verhaltensmuster (Akzeptanz und Respekt) eröffnen uns den Weg zu höheren Ausdrucksformen der Liebe – Mitgefühl und Empathie. Durch unsere Erfahrung auf bzw. mit den ersten vier Ebenen nähern wir uns schließlich der Ebene bedingungsloser Liebe.
Wenn ein Mensch neue Wege erlernt, Liebe zu empfinden und auszudrücken, löst er sich allmählich von Verhaltensmustern, Reaktionen und Gedanken, die auf Unsicherheit, Angst oder Egoismus beruhen.
Dieser Prozess erfordert Anstrengungen, Zeit und Geduld. Dabei ist ungewiss, ob jeder Mensch, der sich dazu entschließt, tatsächlich auch alle Ebenen der Liebe erreicht. In jedem Fall erweitern sich aber sein Gefühlsleben, seine Gedankenwelt und sein Verhaltensrepertoire. Und das ermöglicht einen positiven, friedlichen und harmonischen Umgang mit anderen und sich selbst.
Im Artikel Wie heilt man sein “Kind-Ich”? erfahren Sie, wie Sie neue Verhaltensweisen erlernen können, die den 5 Ebenen der Liebe entsprechen, bzw. wie Sie sich von solchen Verhaltensweisen lösen können, die besagten Ebenen widersprechen.

Fazit

Liebe ist ein vielschichtiges Phänomen, das auf mehreren Ebenen entwickelt werden kann. Lieben zu lernen bedeutet zu lernen, sich selbst und andere zu akzeptieren, mit Achtung zu begegnen, Mitgefühl und Empathie zu empfinden und zu zeigen sowie ohne Bedingungen aneinander zu kommunizieren. Lieben zu lernen bedeutet auch, neue Wege des Gefühlsausdrucks zu entdecken und anzuwenden, sich für tiefe und aufrichtige Beziehungen zu öffnen und diese aktiv zu pflegen.
Wenn wir lernen wollen zu lieben, geht es darum, neue, sozusagen äußere Verhaltensweisen zu entwickeln und sich von alten, störenden Verhaltensweisen zu lösen. Gleichzeitig ändern wir in diesem Zusammenhang auch unser inneres Verhalten, also Gefühle, Gedanken, Überzeugungen sowie Bewertungen.
Um für sich herauszufinden, um welche konkreten Verhaltensweisen, Gefühle, Gedanken usw. es dabei geht, empfehle ich Ihnen den Artikel: Was ist Verhalten? Praktischer Leitfaden für Veränderungen. Dort finden Sie einen Ansatz sowie ein Instrument, mit deren Hilfe Sie herausfinden können, womit Sie beginnen wollen.