Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau und der Pflege von Beziehungen, der Abstimmung und Erreichung von gemeinsamen Zielen sowie der Befriedigung von sozialen Bedürfnissen. Allerdings ist nicht jede Kommunikation zwischen Menschen in der gleichen Weise konstruktiv und effektiv. Häufig werden Gespräche und Diskussionen in ihrer Konstruktivität und Effektivität beeinträchtigt durch das Fehlen grundlegender Kommunikationsfertigkeiten und ein mangelndes Verständnis für die verschiedenen Positionen, die Menschen während eines Gesprächs einnehmen.

In der Kommunikation mit anderen können wir verschiedene Positionen einnehmen:
- Eltern-Position: Diese ist durch den Drang gekennzeichnet, zu kontrollieren, zu bewerten, zu lenken oder übermäßig fürsorglich zu sein.
- Kind-Position: Hier neigen Menschen dazu, emotional, impulsiv, rebellisch oder abhängig bzw. angepasst zu agieren.
- Erwachsenen-Position: In dieser kommunizieren wir auf Augenhöhe – wir respektieren und verstehen die Meinung und Ziele des Gegenübers und bringen unsere eigene Meinung und Ziele klar zum Ausdruck, so dass der Gesprächspartner sie respektieren und verstehen kann. Bei Bedarf verteidigen wir sie auch mit der gebotenen Konsequenz.
Kommunikation auf Augenhöhe erhöht die Chance, bei verschiedenen Meinungen und Zielen einen gemeinsamen Nenner zu finden und damit die Interessen beider Seiten zu berücksichtigen. Wenn das nicht möglich ist, bedeutet “Kommunikation auf Augenhöhe”, zumindest, die eigene Meinung und Ansicht zu vertreten und dabei die Interessen des Gegenübers zu respektieren. Dadurch bleibt die Möglichkeit erhalten, einen gangbaren Kompromiss zu finden.
Konflikte entstehen oft dadurch, dass Menschen aus unterschiedlichen Positionen kommunizieren. So scheint ein Gesprächspartner in der Eltern-Position das Gespräch kontrollieren und die Richtung vorgeben zu wollen. Dem gegenüber scheint ein Gesprächspartner in der Kind-Position den Vorgaben des “Elternteils” zu folgen, selbst wenn er nicht einverstanden ist (angepasst), oder er reagiert darauf emotional bzw. vom Thema abschweift (rebelliert, widerspricht).
Beispiele für Interaktionen aus unterschiedlichen Positionen
Situation: Ein Mitarbeiter hat ein Problem und anstatt selbst nach einer Lösung zu suchen (Erwachsenen-Position), wendet er sich an seinen Vorgesetzten, um eine fertige Lösung zu erhalten (Kind-Position).
Wenn der Vorgesetzte sofort eine Lösung anbietet, nimmt er (gewollt oder ungewollt) die Rolle des “fürsorglichen Elternteils” ein, das seinem “Kind” erklärt, was zu tun ist.
Beispiele für Aussagen eines fürsorglichen Elternteils:
“In einer solchen Situation, Johannes, solltest du folgendermaßen vorgehen. Zuerst schreibst du dem Kunden eine E-Mail, in der du mitteilst, dass du ihm im nächsten Schreiben ein Angebot zusenden wirst. Danach schickst du mir den Bericht, den ich selbst überarbeiten und dem Kunden zusenden werde.”
Der Vorgesetzte könnte auch aus der Position des “bewertenden Elternteils” reagieren, der ständig nach Fehlern sucht und seine Mitarbeiter kritisiert.
Beispiele für Aussagen eines bewertenden Elternteils:
“In deinem Angebot fehlt wieder etwas…”
“Im Gespräch mit dem Kunden hast du dich wieder zu offen gezeigt und zu viele Rabatte angeboten.”
Wenn der Vorgesetzte jedoch aus der “Erwachsenen-Position” kommuniziert, ermutigt er seinen Mitarbeiter, selbst nach Lösungen zu suchen. Auf diese Weise “zwingt” er den Mitarbeiter, ebenfalls die Erwachsenen-Position einzunehmen und fördert so dessen Entwicklung.
Beispiele für “erwachsene” Kommunikation:
“Ich habe dich verstanden, Johannes. Welche Ideen hast du, um die Situation zu lösen? Lass uns morgen über deine Vorschläge sprechen und gemeinsam die beste Lösung auswählen.”
Oder
“Johannes, welche Auswirkungen hätte Option 1 für den Kunden und für unsere Firma? Und welche Auswirkungen hätte Option 2?”
“Option 1 ist also vorteilhafter für den Kunden und für uns? Und welche Anstrengungen sind erforderlich, um Option 1 umzusetzen?“
“Ist es realistisch, diese Anstrengungen innerhalb einer Woche zu erledigen? Ist das für uns machbar?“
Selbst wenn der Vorgesetzte meint, die Antworten bereits zu kennen, stellt er dem Mitarbeiter richtungsweisende Fragen, um ihm zu helfen, alle Aspekte zu erkennen und das Gesamtbild zu verstehen. So bleibt der Mitarbeiter ebenfalls in der Erwachsenen-Position und führt das Gespräch mit seinem Vorgesetzten auf Augenhöhe fort.
Tipps für die Kommunikation mit Vorgesetzten
- Vermeiden Sie Impulsivität und Weitschweifigkeit. Formulieren Sie Ideen klar und präzise: Worüber möchten Sie sprechen (Thema) und mit welchem Ziel (Information geben, Vorschlag machen)? Warum ist das Thema notwendig und wichtig? Erst danach Erklärungen bringen und Lösungen oder Verbesserungsvorschläge anbieten.
- Vermeiden Sie Ausreden und das Abschieben von Verantwortung auf Kollegen oder die “Umstände”. Antworten Sie direkt auf gestellte Fragen (“Ja”, “Nein”, “Das weiß ich nicht”, “Eine klare Antwort kann ich erst morgen geben, wenn die Information… vorliegt”).
Im Privatleben ist die Situation komplexer, da verschiedene Generationen involviert sind, unterschiedliche Erwartungen eine Rolle spielen, verschiedene Verhaltensmuster, aber auch schwankende Stimmungen auftreten. Zudem sind unterschiedliche Präferenzen und Wertvorstellungen von Bedeutung. Grundsätzlich ist es wichtig, sich gegenseitig zu akzeptieren, zu respektieren und zu verstehen, Erwartungen aneinander zu erkennen und zu entscheiden, ob man ihnen gerecht werden möchte oder nicht.
Wenn Sie selbst dabei aus der „Erwachsenen-Position“ kommunizieren, aber feststellen, dass Ihr Gesprächspartner aus der Eltern- oder Kind-Position agiert, empfehle ich, die Artikel über Interaktionsmuster zu lesen, z.B.: Wie heilt man sein "Kind-Ich"?
Für die weitere Entwicklung Ihrer Kommunikationsfertigkeiten empfehle ich thematische Kurzzeit-Trainings. In diesen Trainings erwerben Sie Techniken für eine konstruktive Kommunikation, die Ihnen u.a. helfen, Konfliktsituationen zu vermeiden bzw. konstruktiv auf Augenhöhe zu lösen. Für ein besseres Verständnis dessen, was Kurzzeit-Trainings sind, empfehle ich Ihnen den Artikel: Was ist ein Kurzzeit-Training, und was bringt es?