Über Verhalten

Was ist Verhalten? Praktischer Leitfaden für Veränderungen

2024-11-16 13:06
Verhalten ist ein komplexer Aspekt des menschlichen Seins, den man aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und verstehen kann. Mit seinem Verhalten gestaltet ein Menschen seine individuelle Wechselwirkung mit seiner Umgebung, anderen Menschen und sich selbst. Verhalten vollzieht sich auf verbaler, körperlicher und emotionaler Ebene.
In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Analyse des Verhaltens anhand von vier Kriterien:
  1. Ausrichtung des Verhaltens – nach innen oder nach außen.
  2. Fokus des Verhaltens – auf sich selbst oder auf andere.
  3. Typ des Verhaltens – bewusst oder unbewusst.
  4. Paradigma – Zusammenarbeit oder Konkurrenz.

1. Ausrichtung des Verhaltens

Verhalten kann auf die Außenwelt oder nach innen gerichtet sein. Inneres Verhalten umfasst Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Selbstgespräche, Werte und Instinkte.
Äußeres Verhalten beinhaltet verbale Elemente (Worte und Sätze), nonverbale Elemente (Mimik, Gestik, Körperhaltung) sowie vegetative Reaktionen (z. B. Erröten). Vereinfacht gesagt ist äußeres Verhalten für die Umwelt sichtbar, während inneres Verhalten nur für uns selbst erkennbar ist.

2. Fokus des Verhaltens

Der Fokus auf andere bedeutet, dass ich mich mit Gedanken, Ideen, Fragen oder Anweisungen an andere Menschen wende.
Der Fokus auf sich selbst bedeutet, dass ich einen inneren Monolog mit mir selbst führe, mich motiviere, kritisiere oder bedauere.

3. Typ des Verhaltens

Verhalten kann entweder bewusst oder unbewusst sein. Bewusstes Verhalten ist durchdacht, absichtlich und wird von den Zielen, Überzeugungen und Werten eines Menschen geleitet. Dabei können z. B. instinktive Reaktionsmuster durchaus unterdrückt werden.
Unbewusstes oder impulsives Verhalten verläuft “automatisch”, wie im Autopilot-Modus. Es ist nicht vom Bewusstsein kontrolliert oder gesteuert, sondern kann viel stärker durch Instinkte oder irrationale Überzeugungen geprägt sein.

4. Verhaltensparadigma

Hier unterscheiden wir zwischen zwei Paradigmen: Zusammenarbeit und Konkurrenz. Verhalten, das auf dem Paradigma der Zusammenarbeit basiert, wird durch den Wunsch bestimmt, Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte zu finden, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen, das allen zugutekommt.
Verhalten, das auf dem Paradigma der Konkurrenz basiert, wird hingegen durch den Wunsch bestimmt, zuallererst den eigenen Vorteil zu bekommen bzw. seine eigenen Ziele zu erreichen, wenn “nötig”, auch auf Kosten anderer.
Ich schlage vor, dass Sie Ihr Verhalten anhand der vier oben erläuterten Kriterien in einer Tabelle charakterisieren.

Selbstanalyse-Tabelle

In der Praxis beginnen wir mit dem äußeren Verhalten (Fokus auf andere), da dies sichtbar ist und leichter analysiert werden kann. Von dort aus kann man zum Fokus auf sich selbst übergehen (Gefühle, Bewertungen, Überzeugungen, Werte eines Menschen).
Eine ausgefüllte Tabelle grenzt das Suchfeld ein und hilft, Prioritäten zu setzen für die Arbeit an sich selbst, daran, was man in seinem Verhalten in naher Zukunft ändern will.
Ich empfehle, die Arbeit an sich selbst mit nur einer Verhaltensweise zu beginnen (z. B. Mitarbeiter für gute Ergebnisse zu loben oder seine Kinder für gutes Verhalten). Wenn Sie es geschafft haben, diese neue Verhaltensweise zu einem “Automatismus” zu machen, also zu einer Gewohnheit im besten Sinne des Wortes, können Sie die Arbeit an der nächsten Verhaltensweise beginnen.
Mit einer solchen Herangehensweise können Sie im Laufe eines Jahres bis zu 6 neue Verhaltensweisen erlernen. Das wird spürbare Auswirkungen auf die verschiedenen Bereiche Ihres Lebens haben. Lesen Sie dazu bitte den Artikel: Wie wir uns entwickeln, wenn wir unser Verhalten ändern.

Beispiel für eine ausgefüllte Selbstanalyse-Tabelle

  • Markieren Sie grün jene Verhaltensweisen, die gut entwickelt sind, auf die Sie jederzeit vertrauen und sich stützen können.
  • Markieren Sie gelb jene Verhaltensweisen, die Ihnen zwar gelingen, die Sie jedoch verbessern können und wollen, z. B. den Fokus auf sich selbst mit dem Fokus auf andere zu bereichern (“Nicht nur ich, sondern auch andere, ohne mich dabei an die letzte Stelle zu setzen”).
  • Und rot markieren Sie die Verhaltensweisen, die Sie loswerden oder minimieren wollen.
Nochmals: Beginnen Sie die Arbeit an sich selbst mit nur einer Verhaltensweise! Überlegen Sie, in welche Richtung und wie Sie diese Verhaltensweise in den nächsten 1-2 Monaten verändern wollen. Machen Sie sich ebenfalls die Effekte bewusst, die Sie durch eine erfolgreiche Arbeit an dieser Verhaltensweise erzielen.
In meiner Praxis habe ich oft beobachtet, dass der Aufbau einer neuen, "positiven" Verhaltensweise einhergeht damit, sich von einer alten, "negativen" Verhaltensweise zu lösen. In gewissen Sinne ersetzt ein Mensch sozusagen eine eher destruktive Verhaltensweise mit einer konstruktiven.
Unsere Verhaltensweisen zeigen wir überwiegend in der Kommunikation mit anderen Menschen (allerdings auch mit uns selbst). Darum ist es ratsam, Feedback zu erfragen, um besser zu verstehen, mit welcher Verhaltensweise wir unsere zielgerichtete Veränderung beginnen. In diesem Zusammenhang empfehle ich den Artikel: Feedback: Warum ist es wichtig, es zu geben und zu erfragen?
Um schnellere Ergebnisse zu erzielen, können Sie sich für ein Erstgespräch anmelden, und wir erarbeiten gemeinsam einen Plan und wählen ein geeignetes Format für die Arbeit an der Veränderung Ihres Verhaltens.